"Schmerzhaftes Thema": Viele Kindergarten-Profis beobachten unangemessenes Verhalten von Kollegen gegenüber Kindern - aber greifen nicht ein

Admin User
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Ein Baby unter einer Babywiege mit einem Warnaufkleber auf der linken Seite der Wiege.

"Schmerzhaftes Thema": Viele Kindergarten-Profis beobachten unangemessenes Verhalten von Kollegen gegenüber Kindern - aber greifen nicht ein

"Schmerzhaftes Thema": Viele Kita-Fachkräfte beobachten unangemessenes Verhalten von Kollegen gegenüber Kindern – greifen aber nicht ein

GÜTERSLOH. Unangemessenes Verhalten von Mitarbeitenden gegenüber Kindern wird in Kindertageseinrichtungen offenbar weit häufiger beobachtet, als in der Öffentlichkeit bekannt ist.

Eine neue Studie deckt besorgniserregende Mängel beim Kinderschutz in Kitas bundesweit auf. Mehr als ein Viertel der Erzieher:innen und Leitungen gibt an, regelmäßig unangemessenes Verhalten von Kollegen gegenüber Kindern zu beobachten. Viele fühlen sich zwar zum Eingreifen verpflichtet, zögern aber oft aus Unsicherheit oder Angst vor Konflikten.

Die Untersuchung zeigt, dass 27 Prozent des Personals wiederholt Situationen erleben, in denen sie der Meinung sind, ein Kind müsse vor dem Handeln einer Kollegin oder eines Kollegen geschützt werden. Einige beobachten möglicherweise schädliche Interaktionen fast täglich, andere sogar ständig. Doch die Studie definiert nicht klar, was genau unter „unangemessen“ oder „schädlich“ zu verstehen ist – das tatsächliche Ausmaß des Problems könnte daher noch größer sein.

In fast allen Teams fehlt ein gemeinsames Verständnis darüber, welches Verhalten gegenüber Kindern akzeptabel ist. Diese Unklarheit, kombiniert mit schlechter Kommunikation und schwacher Führung, begünstigt anhaltendes Fehlverhalten. Mitarbeitende fürchten oft, Situationen falsch einzuschätzen oder mit Gegenreaktionen konfrontiert zu werden, wenn sie sich äußern – viele zögern daher, selbst dann zu handeln, wenn sie es für notwendig halten.

Zwar ist eine ausreichende Personalausstattung entscheidend für eine kindgerechte Betreuung, doch betont die Studie, dass reine Zahlen nicht ausreichen. Besserer Teamzusammenhalt, klarere Richtlinien und stärkere Führungskräfte seien ebenfalls nötig, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten. Fachverbände fordern nun dringend Reformen, darunter mehr Fortbildungen, ausreichend Zeit für Fallbesprechungen und nachhaltige Investitionen in Qualifikationen.

Die Ergebnisse zeigen auch die emotionale Belastung des Personals: 69 Prozent der Befragten geben an, sich belastet zu fühlen, wenn sie Situationen miterleben, in denen Kinder offenbar Schutz benötigen.

Kita-Fachverbände drängen auf sofortige Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und zur Priorisierung des Kindeswohls. Gefordert werden strukturelle Veränderungen wie bessere Personalschlüssel, mehr Schulungen und eindeutigere Verhaltensregeln. Ohne solche Schritte dürften die Probleme mit Fehlverhalten und überlastetem Personal weiter bestehen.