Daniel Josefsohns rohe Fotokunst feiert in Berlin ein doppeltes Comeback

Admin User
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Eine Sammlung von Gemälden, Fotorahmen und Postern, die gemeinsam ausgestellt sind und wie ein bearbeitetes Foto aussehen.

Daniel Josefsohns rohe Fotokunst feiert in Berlin ein doppeltes Comeback

Zwei Ausstellungen in Berlin präsentieren das Werk des Fotografen Daniel Josefsohn, der 2016 starb. Seine Bilder fangen eine rohe, ungeschönte Energie ein, die sich deutlich von inszenierter Fotografie abhebt. Die Schauen zeigen zudem Arbeiten von 38 weiteren Künstler:innen, die sich jeweils mit den Themen Unvollkommenheit und Spontanität auseinandersetzen.

Jahrzehntelang dokumentierte Josefsohn die Jugendkultur – fernab vom glatten Glanz der Werbefotografie. Seine Protagonist:innen lebten im Hier und Jetzt, unbeeindruckt oder schlicht gleichgültig gegenüber der Anwesenheit der Kamera. Anders als Zeitgenoss:innen wie Nan Goldin oder Wolfgang Tillmans verzichtete sein Werk auf selbstbewusste Inszenierung.

Die beiden Selbstporträts Josefsohns in Show Your Darling V offenbaren einen auffälligen Kontrast: Sie strahlen Lebensenergie aus, während im Hintergrund die Mühen der Welt spürbar bleiben. Die unter dem Motto Alle Fehler korrigiert! stehende Ausstellung läuft noch bis zum 18. Oktober in der Galerie ep.contemporary in der Schwedter Straße. Jede der 38 beteiligten Fotograf:innen steuert ein einziges Werk bei, darunter Eric Pawlitzkys The Biggest Mistake: Expensive Camera. Fixed. A Summer Day in Berlin – neun kleine Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die mit ihrem zurückhaltenden Witz begeistern.

Andernorts spielt Norbert Holicks Bild eines zerschlagenen Rücklichts eines Mini, notdürftig mit Klebeband geflickt, mit der Spannung zwischen improvisierten Lösungen und starren Regeln. Unterdessen bleibt Josefsohns posthum veröffentlichte Serie Unseen bis zum 18. November in der Galerie Crone zu sehen. Die dort gezeigten Fotografien – wie weite Teile seines Schaffens – spiegeln die sorglose Naivität der Jugend wider, unberührt von jeder Attitüde.

Vor seinem Tod arbeitete Josefsohn für Magazine wie Tempo, Jetzt und Zeit Magazin. Doch seine persönlichen Projekte trugen nie die polierte Ästhetik kommerzieller Aufträge. Sein Vermächtnis entfaltet sich nun in zwei Galerien und gewährt Einblicke in ein Leben ohne Kunstfertigkeit.

Die Ausstellungen zeigen Josefsohns Fotografie im Dialog mit neuen Blickwinkeln von 38 Künstler:innen. Show Your Darling V endet am 18. Oktober, während Unseen bis Mitte November zu sehen ist. Gemeinsam unterstreichen sie ein Werk, das Authentizität stets über Perfektion stellte.